In der „M„, der Zeitschrift von dju/ver.di für die Medienschaffenden, steht folgende Meldung:
Positionspapier zum Urheberrecht beschlossen
Nach monatelanger intensiver Diskussion der betroffenen Fachbereiche und Gremien sowie im Mitgliedernetz von ver.di hat der Bundesvorstand am 25. Oktober ein Positionspapier zum Thema „Internet und Digitalisierung – Herausforderungen für die Zukunft des Urheberrechts“ beschlossen. […]
Das ist sehr interessant. Wie ich am 30. Oktober berichtet habe (KollegInnen, macht die Augen auf! Zum Verdi-Positionspapier zum Urheberrecht), hatte ich das Positionspapier (das damals noch ein Diskussionspapier war) am 27. August im ver.di-Mitgliedernetz ausführlich kommentiert, ebenso wie einige andere KollegInnen auch. Die AutorInnen des Papiers, die weiterhin anonym sind, haben sich dort dazu bis heute nicht geäußert.
Als das Dokument dann nahezu unverändert vom Diskussions- zum Positionspapier wurde, habe ich meine Kritik öffentlich gemacht (s. oben) und einen Beitrag für iRights.info geschrieben (Gewerkschaft Verdi fordert Netzüberwachung gegen Urheberrechtsverletzungen). Die Reaktionen darauf waren heftig, auch etliche ver.di-Mitglieder meldeten sich per Kommentar im Blog, über Twitter, Facebook, per Mail und Telefon. Die Haltung war ausschließlich (nicht überwiegend, sondern ausschließlich) ablehnend. Hat sich jemand, der für das Papier (mit-)verantwortlich war, darauf hin bei mir gemeldet? Nein.
Gegenüber netzpolitik.org und Gewerkschaftsmitgliedern, die offenbar direkt an den Bundesvorstand geschrieben haben, und im Mitgliedernetz (aber dort nicht im Diskussionsfourm von einer identifizierbaren Person „auf Augenhöhe“, sondern per anonymer Stellungnahme im redaktionellen Teil) wurde dann inhaltsleer, aber dafür umso beleidigter abgewiegelt, worüber ich ebenfalls geschrieben habe: Denn sie wissen nicht, was sie fordern.
Reaktionen darauf? Bisher keine mir gegenüber, auch nicht gegenüber anderen Personen, die sich im Mitgliedernetz kritisch geäußert haben, wie ich weiß (eine Kollegin (mindestens) ist aber deswegen bereits ausgetreten, mit der muss man auch nicht mehr reden – ein Problem weniger!). Allerdings gegenüber netzpolitik.org:
verdi ist gerade mit dem 3.Versuch gescheitert, mir ihr Urheberrechtspapier erklären zu wollen. Ich glaube, die haben das nicht verstanden.
So sieht sie also aus, die „monatelange intensive Diskussion“: die Mitglieder, die sich engagieren, werden ignoriert, öffentliche Kritik abgewiegelt und nur darauf eingegangen, wenn die Reichweite groß genug ist. Werden wir eigentlich je erfahren, wer für das Positionsspapier und die (Nicht-)Reaktionen verantwortlich ist? Oder werden sich die Zuständigen weiter hinter ihrer (meiner?) Institution verschanzen, weil sie offenbar nicht iden A… in der Hose haben, den Konflikt öffentlich auszutragen?
Jedenfall ist all das sehr konsequent: Der (Nicht-)Umgang mit Kritik, die nicht mehr hinter verschlossenen Gewerkschaftstüren gehalten werden kann, ist ebenso dilletantisch wie etliche Aussagen im Positionspapier. Willkommen im Internet! Wie sagte es William Gibson so unnachahmlich? The future ist already here – it’s just not very evenly distributed.
Was ist denn „KollegInnen“ bitte für ein bescheuertes Wort, das passt ja nichtmal grammatikalisch.
@Sandra: ? – http://de.wikipedia.org/wiki/Binnen-I
Sind denn die Mitglieder der Fachbereiche nicht bekannt? Die müssten ja irgendwas wissen…
@John: Doch, es sind viele bekannt. Ich habe auch eine sehr gute Vorstellung davon, wer das Papier zu verantworten hat. Aber das ändert m.E. nichts daran, dass ver.di von sich aus tätig werden muss, statt sich zu hinter anonymen Statements zu verkriechen und darüber spekulieren zu lassen, wer das alles verbrochen hat. Das gibt auch in (Unternehmens-)Kommunikation eine 6.
Hallo,
das reine rummotzen nervt etwas!
Wo ist der Gegenentwurf? Im März 2011 tagen die Landesbezirkskonferenzen (z.b. Niedersachsen-Bremen), im Mai viele Bundesfachbereiche und dann irgendwann auch die Bundeskonferenz.
Schicke doch mal deine Position auf den Weg durch die Gremien.
Am Ende kann eine andere Position von ver.di herauskommen!
Das sich die ver.di-Mitarbeiter im Bereich Medien sehr offensiv für eine Verschärfung des Urheberrechts einsetzen ist legitim und auch ihr Job. Das die Gesamtheit der ver.di-Mitglieder eine andere Position haben ist aber auch legitim 😉
Wann gibt es einen Antrag mit sinnvollen Forderungen?
@nur motzen nervt: So, tut es das? Anonym belehrt zu werden, nervt richtig. Aber passt ins Bild, wie jeder Leser schnell merken wird. Was außerdem nervt ist, vorgelogen zu bekommen, dass Interesse an einer Diskussion herrscht, eine fünfseitige Auseinandersetzung aber komplett ignoriert wird. Und man stelle sich vor: Das ist nicht unbedingt die Motivation, sich mit einem Gegenentwurf auf den Weg durch die Gremien zu machen. Ich kann meine Zeit sinnvoller verwenden, als mich dieser Diskussions(un)kultur auszusetzen. Übrigens ist es nicht legitim, weder im Fachbereich Medien noch sonstwo, sich für eine Einschränkung der Bürgerrrechte einzusetzen, um seine eigenen Pfründe zu sichern (was ja nur noch dadurch verschlimmert wird, dass die, die es tun, nicht kapieren, dass sie ihr Ziel dadurch nicht erreichen). Ich nehme an, Du bist ver.di-Mitglied? Deine Einschätzung (dass es legitim sei), ist doch nur ein weiterer Beleg dafür, wie wenig es sich offenbar lohnt, zu argumentieren.
Moin,
bist du immer so überdreht? Versuch dich mal etwas zu beruhigen!
1. Ja ich bin ver.di-Mitglied. Kein Hauptamtlicher oder in einer hohen Funktion und habe bis vor einigen Tagen von dem Papier nichts gewusst. Umso überraschter war ich von einigen Positionen.
2. Hier anonym zu schreiben ist mein Bürgerrecht!
3. Vielleicht könntest du meinen Text etwas genauer lesen!
Ich zitiere mal:
„Das sich die ver.di-Mitarbeiter im Bereich Medien sehr offensiv für eine Verschärfung des Urheberrechts einsetzen ist legitim und auch ihr Job. Das die Gesamtheit der ver.di-Mitglieder eine andere Position haben ist aber auch legitim ;-)“
Ich fand gleich zwei Sachverhalte legitim! Du hast aber scheinbar nur den ersten registriert.
Oder wäre es nicht in deinem Interesse, wenn die Mehrheit in ver.di die Forderungen aus dem Fachbereich Medien überstimmt?
4. Wenn deine fünfseitige Auseinandersetzung in dem gleichen ätzenden „Tonfall“ geschehen ist, kann ich verstehen das sie niemand beachtet hat.
Liebe Grüße
Der Kommentator
@ver.di-Mitglied: Ach so, Dein Bürgerrecht! (Ich bin also überdreht…) Dass Du hier anonym schreiben darfst, ermögliche ich Dir. Deine Bürgerrechte kannst Du dem Staat gegenüber einklagen, nicht mir gegenüber. Aber ich gestatte es Dir ja auch. Nur musst Du dann damit leben, dass ich Dich entsprechend behandle. Und was Deine Vermutungen zu meiner Kritik des Positionspapies angeht: Lies es doch einfach. Es ist verlinkt.
@Matthias Spielkamp: Natürlich muss verdi da von sich aus tätig werden, aber mir ging es eher darum, bei den Mitgliedern mal in Erfahrung zu bringen, was sie zu diesem Papier gebracht hat (sofern man nach der Vorgehensweise zu dem Positionspapier überhaupt eine Reaktion/Antwort bekommt).
Ach @ver.di Mitglied: Wenn es nach deiner Gewerkschaft geht, schreibst du bald nicht mehr anonym, denk mal drüber nach. Der hier benutzte „Tonfall“ ist weder beleidigend, noch diffamierend oder sonstirgendetwas, sondern einfach kritisch/empört (und das zu Recht!).
Ein paar Antworten kriegt man von der Bundesverwaltung von verdi. Zwei Sätze daraus:
„Vorweg: Wir wollen keine Einschränkungen von Kommunikationsfreiheiten. Dies ist explizit nicht Teil unseres Beschlusses. “ oder „Ich bitte deshalb sehr darum, das Papier so zu lesen, wie es geschrieben ist und nichts hinein zu interpretieren, was nicht darin steht.“
Es werden also Fakten geleugnet.
Wenn die Gemeinschaft aus Verwertungsindustrie und Gewerkschaften (u.a. UNI global union, verdi) damit Erfolg haben sollten, wird uns China demnächst über die Menschenrechte aufklären.
Immateriblog.de - Matthias Spielkamp über Immaterialgüter in der digitalen Welt // Dez 13, 2010 at 5:26 pm
[…] KollegInnen, Eure Ansichten sind uns egal – oder: Wie bei ver.di eine “monatelange inten… […]
Guten Tag!
1. Die Nicht-Diskussion zum Thema habe ich am Rande mitbekommen. Die Oberflächlichkeit, mit der da ein Standesinteresse durchgedrückt werden soll, passt gut zu einem Verein wie ver.di – dessen Mitglied ich schon war, als er noch Druck und Papier hieß und Lichtsatzgeräte bekämpfte.
2. Bei einer politischen Diskussion in einem demokratischen Land, noch dazu in einer letztlich gewerkschaftsinternen Diskussion, anonym aufzutreten, ist das Letzte.
Ich habe keine Lust, mit Maskierten ernsthafte Diskussionen zu führen. Würde ich in einer Kneipe oder auf einem öffentlichen Platz ja auch nicht tun.
Schlechten Stil und miserables Benehmen als Bürgerrecht zu verbrämen, mag wahnsinnig progressiv, kritisch oder was weiß ich klingen, ist aber bloß Kinderkram.
Erwachsene stehen zu ihren Ansichten. Warum denn auch nicht?!? Was ist das für ein Verständnis von Demokratie, sich bei solchen Diskussionen zu maskieren?
Vielen Dank für die Aufmerksamkeit
Harald Leinweber