Als taz-Genosse und Abonnent seit Ewigkeiten, trifft es mich immer bsonders hart, wenn ich in der taz Artikel lese, bei denen man gar nicht weiß, wo man anfangen soll sich aufzuregen.
Rudolf Walther hat einen Artikel mit dem Titel „Open Enteignung“ durch GoogleBooks geschrieben. An diesem Artikel ist so gut wie nichts richtig.
Es ist schon schlimm genug, dass das passiert. Man kann sich fragen, was Qualitätskontrolle bei der taz ist, ob es jemanden gibt, der solche Artikel redigiert und auch die Behauptungen überprüft. Hier hat es offenbar niemand getan, oder jemand, der vom Thema genauso wenig Ahnung hat wie der Autor selbst.
Zum einen kann man sich freuen, dass es bereits 25 Kommentare gibt, die (fast ausnahmlos) zeigen, wie falsch der Artikel liegt.
Zum anderen bringt mich aber wirklich zum Kochen Walthers Gegeifere über die ach so bescheuerte Utopie von der „Wisdom of the crowds“, vom „Wissen der vielen“. Hätte er sie sich zunutze gemacht, nur einen Bruchteil der zahlreichen, ausgezeichneten Argumente, Analsyen, Artikel gelesen, die kostenlos und frei zugänglich im Netz stehen, statt auf zwei (ich muss es so sagen:) Spinner zu vertrauen, die einen Zeitschriftenartikel veröffentlicht haben, dann hätte er wohl nicht diesen unsägichen Stuss geschrieben, den die taz nun veröffentlicht hat. Darin liegt schon eine große Ironie. (Übrigens ist das auch der Grund, warum ich mir nicht die Mühe mache, hier Walthers Behauptungen zu sezieren; ich habe über Open Access geschrieben, und wen’s interessiert, kann es nachlesen, frei verfügbar im Internet).
Schon als die FAZ den Mist gedruckt hat, den Reuß verzapft, gab es eine ausführliche Diskussion dazu – kaum Polemik, fast ausnahmslos Argumente. Auch ich habe hier darauf hingewiesen, wie unhaltbar die Behauptungen sind, und die FAZ hat eine Entgegnung auf Reuß‘ Artikel veröffentlicht – wenn auch gut versteckt. Aber als Journalist (ich bin selber einer, und ich habe auch für die taz geschrieben, was einem in solchen Momenten fast peinlich sein kann) kann man offenbar immer am besten draufhauen, wenn einem keine Sachkenntnis in den Arm fällt.
Ein solches Konglomerat von Unkenntnis, gepaart mit dem Unwillen zur Recherche, hätte ich in der taz nicht erwartet.
Stimme voll und ganz zu! Ich habe Walthers Artikel gelesen, kurz überlegt über ihn zu schreiben, aber das wäre auf einen Verriss hinausgelaufen und dafür ist mir die Zeit zu schade.
Gruß, JR
Tut mir leid, der Kommentar war im Spamfilter hängen geblieben – das habe ich erst jetzt gesehen. Es gibt einen neuen Eintrag zum Thema.
Immateriblog.de - Matthias Spielkamp über Immaterialgüter in der digitalen Welt // Mrz 24, 2009 at 4:11 pm
[…] Komplett ahnungslos und äußerst ärgerlich: Die taz zu Open Access und Google Books […]
Open Excess: Der Heidelberger Appell // Mrz 24, 2009 at 5:26 pm
[…] der vergangenen Woche musste man sich nur über den schaurigen taz-Artikel zu OA aufregen. Inzwischen ist es schlimmer geworden, denn nun haben 150 zum Teil sehr bekannte Menschen (Michael […]
onlinejournalismus.de - Das Magazin zum Thema » Blog Archive » Die taz, Open Access, Web2.0 und Journalismus: Wie peinlich kann es werden? // Mrz 26, 2009 at 2:05 pm
[…] ist so peinlich, dass es kracht. Auf den unsäglichen taz-Artikel von Rudolf Walther hatte ich bereits hingewiesen; und mit mir eine Armada von “Bloggern”, wie die taz sie nennt. Und hier folgt der […]
Immateriblog.de - Matthias Spielkamp über Immaterialgüter in der digitalen Welt // Apr 1, 2009 at 7:25 pm
[…] es eine heftigen Streit gegeben hat darüber, wie die taz über Open Access berichtet hat, und einen noch viel heftigeren darüber, wie sie mit der Kritik daran umging (bzw. nicht umging), […]
Auch Marek Lieberberg weiß nicht, was Open Access bedeutet » Infobib // Apr 1, 2009 at 7:36 pm
[…] Herr Lieberberg, benutzen Sie doch bitte nur Begriffe, deren Bedeutung Sie kennen. Durch solch hanebüchenen Blödsinn verliert eine Zeitung insgesamt an Glaubwürdigkeit. Mehr zur journalistischen Ahnungslosigkeit und schlechten Recherche beim Thema Open Access gibt es hier. […]