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Matthias Spielkamp über Immaterialgüter in der digitalen Welt

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Komplett ahnungslos und äußerst ärgerlich: Die taz zu Open Access und Google Books

März 20th, 2009 · 7 Comments · Open Access, Urheberrecht, Verlage

Als taz-Genosse und Abonnent seit Ewigkeiten, trifft es mich immer bsonders hart, wenn ich in der taz Artikel lese, bei denen man gar nicht weiß, wo man anfangen soll sich aufzuregen.

Rudolf Walther hat einen Artikel mit dem Titel „Open Enteignung“ durch GoogleBooks geschrieben. An diesem Artikel ist so gut wie nichts richtig.

Es ist schon schlimm genug, dass das passiert. Man kann sich fragen, was Qualitätskontrolle bei der taz ist, ob es jemanden gibt, der solche Artikel redigiert und auch die Behauptungen überprüft. Hier hat es offenbar niemand getan, oder jemand, der vom Thema genauso wenig Ahnung hat wie der Autor selbst.

Zum einen kann man sich freuen, dass es bereits 25 Kommentare gibt, die (fast ausnahmlos) zeigen, wie falsch der Artikel liegt.

Zum anderen bringt mich aber wirklich zum Kochen Walthers Gegeifere über die ach so bescheuerte Utopie von der „Wisdom of the crowds“, vom „Wissen der vielen“. Hätte er sie sich zunutze gemacht, nur einen Bruchteil der zahlreichen, ausgezeichneten Argumente, Analsyen, Artikel gelesen, die kostenlos und frei zugänglich im Netz stehen, statt auf zwei (ich muss es so sagen:) Spinner zu vertrauen, die einen Zeitschriftenartikel veröffentlicht haben, dann hätte er wohl nicht diesen unsägichen Stuss geschrieben, den die taz nun veröffentlicht hat. Darin liegt schon eine große Ironie. (Übrigens ist das auch der Grund, warum ich mir nicht die Mühe mache, hier Walthers Behauptungen zu sezieren; ich habe über Open Access geschrieben, und wen’s interessiert, kann es nachlesen, frei verfügbar im Internet).

Schon als die FAZ den Mist gedruckt hat, den Reuß verzapft, gab es eine ausführliche Diskussion dazu – kaum Polemik, fast ausnahmslos Argumente. Auch ich habe hier darauf hingewiesen, wie unhaltbar die Behauptungen sind, und die FAZ hat eine Entgegnung auf Reuß‘ Artikel veröffentlicht – wenn auch gut versteckt. Aber als Journalist (ich bin selber einer, und ich habe auch für die taz geschrieben, was einem in solchen Momenten fast peinlich sein kann) kann man offenbar immer am besten draufhauen, wenn einem keine Sachkenntnis in den Arm fällt.

Ein solches Konglomerat von Unkenntnis, gepaart mit dem Unwillen zur Recherche, hätte ich in der taz nicht erwartet.

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